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DAS STERBEN IN DEN WÄLDERN

Menschenaffen als 'Bushmeat'

während wir uns für das Recht auf Leben, den Schutz der individuellen Freiheit und ein Verbot der Folter für alle Großen Menschaffen einsetzen, dürfen wir nicht übersehen, daß jedes Jahr Tausende Gorillas, Schimpansen und Bonobos in ihren angestammten Wäldern Zentral und West Afrikas getötet werden. Getötet wird, um Profit zu erzielen. Die Körper der Opfer werden im Rahmen eines umfassenden Handels mit äbushmeat" (Buschfleisch) verkauft.

Das Töten von Gorillas, Schimpansen oder Bonobos ist in jedem der Länder, in denen es derzeit praktiziert wird, illegal. Die verschiedenen Spezies der Großen Menschenaffen werden als bedroht oder gefährdet eingestuft und durch internationale Gesetzgebung geschützt. Diejenigen, die in die Jagd verwickelt sind, stellen einen sehr kleinen Teil der menschlichen Bevölkerung dar, jedoch sind Strafverfolgungen so gut wie nicht bekannt.

Der katastrophale Anstieg der Todeszahlen ist ein Ergebnis der zunehmenden Abholzungen durch vor allem europäische Firmen oder ihre Partner- und Tochtergesellschaften. Mittlerweile haben diese Firmen Wege in zuvor unzugängliche Wälder erschlossen. Sie ermöglichen den Jägern, mit Firmenfahrzeugen in abgelegene Gebiete zu fahren, um ihre Beute dann wiederum zum Verkauf in firmeneigene Holzfällercamps und städtische Märkte zu transportieren. Je mehr sich die mit der Abholzung verbundene Infrastruktur ausdehnt, umso mehr steigt die Todesrate der Großen Menschenaffen.

Das Schweigen der Medien

Seit fast 10 Jahren sind nun Anstrengungen unternommen worden, den umfassenden Bushmeat-Handel mit freilebenden Tieren an die Öffentlichkeit zu bringen. Bis vor kurzem gab es in den verschiedenen Ländern ein überraschend mangelndes Interesse, ja sogar Widerstand von seiten der Medien, der Öffentlichkeit den ganzen Schrecken dessen, was vor sich geht, zu zeigen. Einige der Hochglanz-'Natur-Zeitschriften' haben sich sogar geweigert, die Geschichte zu veröffentlichen, weil sie nicht 'nett' genug sei. Sie behaupten, ihre Leser seien dafür nicht bereit. Aber das Ausmaß und die Ernsthaftigkeit des Problems erfordern eine hintergründige Berichterstattung.

Die Nachrichten-Magazine sind in der Lage, einzelne Geschichten, wie die kürzliche Entdeckung von über 200 toten Elefanten an einem einzigen Platz im Nordwesten des Kongo groß rauszubringen, tun sich aber schwer, den Tausenden Großen Menschenaffen, die in zahlreichen Gebieten dieser Erde getötet werden, einen Platz einzuräumen.

Karl Ammann berichtet, daß Garry Strieker von CNN nach der Sichtung von 12 Stunden Videomaterial, den Bushmeat-Handel als ädas größtes Artenschutzproblem Afrikas seit der Elfenbeinkrise" bezeichnete. Aber man wird vergeblich nach einer Berichterstattung über die Bushmeat-Krise suchen, die nur annähernd so ausgiebig ist, wie die, die dem Elfenbeinhandel zuteil wurde.

Ein Problem für Journalisten ist, zu entscheiden, auf welchen Sendeplatz die Bushmeat-'Geschichte' paßt. Geht es um das Töten individueller Großer Menschenaffen? Geht es um die Waisen, die zu einem Leben der Isolation und Mißhandlung verurteilt sind, gefolgt von einem langsamen Tod? Geht es um eine weitere Bedrohung bereits gefährdeter Tierarten? Geht es um all die anderen betroffenen Tiere? Geht es um die unerwünschten Folgen unkontrollierter Urwaldabholzung, um die wuchernde Kommerzialisierung eines begrenzten traditionellen Brauches oder um den Zusammenbruch von Recht und Ordnung? Geht es um die systematische Umweltzerstörung? Geht es um einen unmittelbaren Notfall oder um ein langfristiges Problem? Gehört dieses Problem unter die Überschrift 'aktuelles Zeitgeschehen', 'Tierwelt' oder 'Umwelt'?

Die Antwort auf all diese Fragen ist: Ja. Die Bushmeat-Krise setzt sich aus vielen Problemen zusammen, die alle eine Auseinandersetzung fordern, wenn praktischen Schritte unternommen werden sollen, um die Zerstörung individueller Tiere, ihrer Umwelt und kompletter Ökosysteme zu stoppen und umzukehren.

Ein 'positiver' Aspekt ist, daß die große Bandbreite und Komplexität des Problems bedeuten, daß es für jede und jeden etwas zu tun gibt. Einige praktische Aktivitäten sind bereits unternommen worden und das Problem ist verstärkter ins Bewußtsein getreten. Es wird jedoch ein noch weitaus größeres öffentliches Bewußtsein vonnöten sein, um die verschiedenen involvierten Regierungen, Firmen, Organisationen und Individuen dazu zu bringen, angemessene Schritte in die Wege zu leiten.

Erste Aktivitäten

Die meisten Versuche, das Problem anzugehen, stecken noch in den Kinderschuhen. Aus Platzgründen können wir hier leider nicht ins Detail gehen:

Die World Society for the Prevention of Cruelty to Animals (WSPA) hat eine Broschüre mit dem Titel Slaughter of the Apes veröffentlicht.

Im April 1996 hielt das Ministry of Environment and Forest (MINEF) eine Konferenz ab über den äEinfluß der Ausbeutung des Waldes auf die Tierwelt". Diese Zusammenkunft, die sogenannte Bushmeat-Konferenz, wurde gemeinsam von MINEF und WSPA gesponsert und vom NGO Enviro-Protect in Yaounde organisiert.

Dr. Anthony Rose vom Biosynergy Institut in Kalifornien hat inzwischen das Bushmeat-Project ins Leben gerufen (im Internet unter http://biosynergy.org/bushmeat/). Wie der Name des Instituts andeutet, bemüht man sich dort darum, die verschiedenen Gruppierungen und Zielrichtungen zur Zusammenarbeit zu bewegen, um eine konstruktive Veränderung herbeizuführen.

Die Rote Liste des IUCN

Während das Great Ape Project zwar davon ausgeht, daß auch die nichtmenschlichen Großen Menschenaffen einen Anspruch darauf haben, vor allem als Individuen und nicht nur als Teil von abstrakten Gruppen, genannt 'Spezies', moralisch berücksichtigt zu werden - insbesondere, da oftmals zugelassen wird, daß die Berücksichtigung von Spezies über die Rücksicht auf Individuen gestellt wird - kann dennoch der Status der nichtmenschlichen Großen Menschenaffen als bedrohte Spezies dabei helfen, auf ihre Notlage aufmerksam zu machen.

In der Presseerklärung des IUCN in Washington, D.C. vom 3. Oktober 1996 - ANIMALS IN THE RED - heißt es:

äLaut der Roten Liste bedrohter Tiere des IUCN von 1996, der umfassendsten wissenschaftlichen Schätzung bedrohter Tierarten, die jemals erstellt wurde, ist ein Viertel aller bekannten Säugetierarten vom Aussterben bedroht."

äAls bedeutendste Gefahr für die Mehrheit der bedrohten Spezies stellte sich die Schrumpfung ihrer Lebensräume heraus sowie Zersplitterung und Erosion, die Auswirkungen des Wachstums der menschlichen Bevölkerung kombiniert mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Ein überraschend wichtiger Faktor war die Einführung nicht-einheimischer Arten neben Ausbeutung, Umweltverschmutzung und Klimawechsel."

äIn 24 der insgesamt 26 Säugetierordnungen kommen bedrohte Tierarten vor und die 6 größten Ordungen kommen jeweils auf mehr als 50 bedrohte Arten. Der höchste Anteil bedrohter Spezies besteht in den Ordnungen, zu denen die Affen und Menschenaffen gehören ..."

Ihre Schlußfolgerung lautet: "Die Erkenntnis, daß 25% der Säugetierarten vom Aussterben bedroht sind, muß die Dringlichkeit weltweiter Schutzmaßnahmen drastisch erhöhen."

Jetzt Handeln

Wir können nur hoffen, daß wir hiermit zu einer Reaktion von allen Organisationen und Einzelpersonen beitragen, die in der Lage sind, den Bushmeat-Handel zu beeinflußen: von nationalen Regierungen, Weltbank und African Development Bank über Tierschutz-, Tierrechts- und Artenschutz-Organisationen bis hin zu lokalen Gruppen und einzelnen Aktivisten.

Es ist bereits zu spät für viele Tausende, die gelitten haben und sterben mußten. Lassen Sie uns jetzt handeln, um sicherzustellen, daß andere dieses Schicksal nicht teilen.

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